Ideenskizze: Dekade der Auferstehung 2021-2030 (oder 2023-2033)

Der Zeitpunkt der Kreuzigung und Auferstehung Jesu wird von den Neutestamentlern Gerd Theißen und Jürgen Becker mit der größten Wahrscheinlichkeit auf das Jahr 30 datiert. Am zweitwahrscheinlichsten ist das Jahr 33.[1]

Wir gehen also auf das 2000-Jahres-Jubiläum der Kreuzigung und der Auferstehung Jesu zu und in Folge auch auf den 2000. Geburtstag der Kirche.

Wir werden uns in den kommenden Monaten, spätestens bis zur 11. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen im September nächsten Jahres in Karlsruhe mit den anderen Kirchen und Konfessionen darauf verständigen müssen, ob wir diese 2000-Jahres-Jubiläen im Jahr 2030 oder 2033 feiern wollen. (Ich vermute, dass die römisch-katholische Kirche und die Freikirchen das Jahr 2033 vorziehen könnten.[2])

Nach der Dekade „Kirchen in Solidarität mit den Frauen“, der „Dekade zur Überwindung der Gewalt“ und der Lutherdekade, fände ich es reizvoll, in den Jahren 2021 bis 2030 (oder 2023 bis 2033) die Bedeutung der Auferstehung für unseren Glauben und unser Leben als Christ*innen und Kirche mit einer „Dekade der Auferstehung“ zu bedenken:

·       Was bedeutet Auferstehung angesichts der Gefahr eines globalen Karfreitags durch einen Klimakollaps?

·       Was heißt Auferstehung bzw. Leben aus der Auferstehung in der Arbeit mit Frauen und Männern, mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, mit Familien und Älteren?

·       Was heißt das für Unterdrückte, Ausgebeutete und Marginalisierte?

·       Welche Kraft verleiht der Glaube an Jesu Auferstehung von den Toten für die Erneuerung und Verwandlung unserer Welt heute?

·       Schon dieses Jahr zu Ostern werden wir uns die Frage stellen: Was bedeutet Auferstehung angesichts der Corona-Pandemie?

Eine Besinnung auf den Kern des christlichen Glaubens, der Botschaft von der Auferstehung Christi, die wir jedes Ostern und zugleich jeden Sonntag feiern, kann und wird nach meiner Überzeugung der Kirche Zukunft und Richtung geben.

Aus der Kraft der Auferstehung Herausforderungen angehen

Auch die Herausforderungen im Blick auf die Mitglieder-, Personal- und Finanzentwicklung bis zum Jahr 2030 und darüber hinaus gewinnen für mich aus der Perspektive der Auferstehung eine andere Bedeutung.

Kirche wird sich verändern. Es gibt Strukturen und überkommene Gewohnheiten, die sterben müssen.

Aber Glaube, Gemeinde und Kirche haben Zukunft, weil das Leben stärker ist als der Tod und die Liebe stärker als der Hass.

Weil die befreiende Botschaft von der Auferstehung auch in Zukunft die Herzen der Menschen erreichen und verwandeln wird. Weil Gott uns Menschen in die Nachfolge Jesu ruft. Weil Gott mit uns etwas vorhat. Weil aus der Auferstehung Jesu auch für uns immer eine neue Zukunft entsteht

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Unsere Kirche ist auf die Überwindung einer Krise gegründet.

 

Welche Zielgruppe soll Deine Idee ansprechen?

Einerseits richtet sich unser Projekt an Jugendliche und junge Erwachsene.

Zum anderen richtet es sich an Entscheiderinnen und Entscheider in ökumenischen und kirchlichen Gremien, die wir überzeugen wollen, eine „Dekade der Auferstehung“ auszurufen.

 

Welchen Herausforderungen stellt sich Deine Idee?

 1. Die Auferstehung Jesu Christi ist der Kern und der Ausgangspunkt des christlichen Glaubens und der Kirche.

Aber was bedeutet das für dich und für mich im Alltag?

Was bedeutet das für unseren Glauben?

Für unser Miteinander, für unsere Gemeinschaft?

Eine Dekade soll einen Rahmen schaffen, um das gemeinsam zu bedenken.

Und sie soll Kraft geben, um aus dieser Kraftquelle, der Auferstehung Jesu zu leben und unsere Welt zu verwandeln.

2. Es darf keine Dekade von oben werden.

Kein Programm, das in Ökumenischen Zentralstellen, Dekadestellen und Kirchenämtern geplant und dann den Gemeinden übergestülpt wird. Wir müssen die vorhandenen Strukturen nutzen. Dazu gehören auch unsere Kirchenämter, Bistümer,

Und es darf nicht einfach eine Wiederholung der Dekaden zu Reformation/Luther, Gewalt überwinden und Kirchen in Solidarität mit den Frauen sein. (Bei der Luther-dekade habe ich sehr viel zur Ökumene gelernt von: “Warum sollen wir Katholiken Luther feiern bis 10 Jahre später: Danke Luther!)

Sondern ein Neuanfang. Etwas umwerfend Revolutionäres, so wie es die Auferstehung Jesu vor 2000 Jahren war und bis heute ist.

3.  2000-Jahres-Jubiläum der Auferstehung Jesu

Es stellt sich die Frage, wie solch eine Dekade einen guten Rahmen der Vorbereitung auf das 2000-Jahres-Jubiläum der Auferstehung Jesu und der Gründung der Kirche schaffen kann.

 

4. Endzeit ? Weltuntergang?

Es wird Gruppen geben, die sicher zu wissen meinen, dass Jesus zum 2000. Jubiläum seiner Himmelfahrt wiederkommt und die Erde und die Geschichte zu einem Ende kommen.

Für sie ist sicher auch die Corona-Krise ein klares Zeichen der Endzeit.

Auch damit müssen wir uns auseinandersetzen.

5. Auferstehung: Neue Perspektive statt Kreisen um Finanzprobleme und Nachwuchssorgen

Es besteht die Gefahr, dass die Kirche sich auch in diesem Jahrzehnt primär um sich selbst, um Finanzprobleme und Nachwuchssorgen dreht. Da müssen wir raus. Der Blick auf die Auferstehung soll den Blick weiten.

6. Das entscheidende Jahrzehnt für den Kampf gegen den Klimawandel

Das Jahrzehnt 2020-2030 wird unter der Frage stehen, ob es uns gelingt die sozial-ökologische Transformation zur Abwehr des Klimawandels und seiner Folgen zu gestalten.

Die Corona-Krise zeigt, die Weltgemeinschaft kann schnell und entschlossen handeln und die Menschheit ihr Leben umstellen. Das müssen wir auch für den Klimawandel tun.  Hierzu können wir Kraft, Mut und Hoffnung gewinnen aus der Auferstehung Jesu.

7. Rechtspopulismus – 2033 – 1933

Der Rechtspopulismus wird vermutlich weiter wachsen.

2033 werden einige das 100-Jahresjubiläum des Beginns des „1000-jährigen Reiches“ im Jahr 1933 feiern wollen. Auch damit können und müssen wir uns im Rahmen einer Dekade der Auferstehung und des 2000-jährigen Jubiläums von Auferstehung und Kirchengründung (Pfingsten) auseinandersetzen.


Anmerkungen

[1] Jürgen Becker, Jesus von Nazaret, Berlin 1996, S. 26ff.
Gerd Theißen, Anette Merz, Der historische Jesus. Ein Lehrbuch, 2. Auflage, Göttingen 1997, S.152ff.

[2] Mit der einfachen Rechnung: Jesu Geburt im Jahr 0, Auftreten mit 30 im Jahr 30, Kreuzigung im Jahr 33.